Unterwegs

Von Piraten und anderen Tagedieben-0
March 27, 2013
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Von Piraten und anderen Tagedieben

Cartagena de Indias – der Name der Stadt klingt nicht zufällig nach Seeräubern und Fässern voll Gold und Rum. Bald nach ihrer Gründung im Jahre 1533 entwickelte sie sich zu einer der wichtigsten spanischen Hafenstädte in der Karibik. Hier lagerten die Spanier die geraubten Schätze der Neuen Welt, bevor sie über den Atlantik abtransportiert wurden. Derartige Ansammlungen von Reichtümern rufen natürlich wiederum neue Räuber auf den Plan und so wurde Cartagena alle paar Jahre von Piraten belagert. Unter ihnen auch der berühmte “Sir” Francis Drake, der die Stadt 1586 nicht dem Erdboden gleichmachte und für diese Unterlassung 10 Millionen Pesos nach England transportieren durfte. Das stieg dem spanischen König gehörig in die Krone und beendete seinen Sinn für Freibeuterromantik: Die Spanier rüsteten ihre Hafenstädte zu Festungen um. Die mächtigste unter ihnen: Cartagena de Indias, umgeben von meterdicken Mauern und überragt von einem Ring aus gigantischen Festungen hielt sie seither den Engländern und den Piraten stand. Zwischenzeitlich hatte sich die Lage fuer Cartagena auch etwas entspannt: seit die Spanier im 17. Jahrhundert begannen, das Silber aus Potosi (ich berichtete: http://mathiasbecker.de/potosi.html) über den Rio de la Plata nach Buenos Aires zu verfrachten, war Cartagena nicht mehr der Hauptangriffspunkt der Piraten.

Castillo de San Felipe de Barajas

Castillo de San Felipe de Barajas – Die groesste spanische Festungsanlage weltweit

Ironie der Geschichte: die ständigen Belagerungen führten dazu, dass die Cartageños ihre Stadt 1810 als eine der ersten als unanhängig von der spanischen Krone erklärten. So mussten die Spanier ihre eigene Festungsstadt über 4 Monate belagern, bis sie sie wieder unter Kontrolle hatten. Lange darüber freuen konnten sie sich allerdings nicht: 1821 befreite Simon Bolivar auch Cartagena aus den Händen der Spanier und gliederte sie der zwei Jahre zuvor gegründeten Republik Gross-Kolumbien (das heutige Panama, Venezuela, Kolumbien und Ecuador) an.

Noch heute ist Cartagenas Hafen einer der wichtigsten Kolumbiens. Wichtigstes Verladegut sind mittlerweile Öl und Gas, neben Kaffee, Blumen und natürlich Edelmetallen. Die Piraterie ist auch noch lebendig, wenn auch in anderen Formen: die modernen Freibeuter kommen hauptsächlich mit Bussen und Flugzeugen, belagern die malerische Altstadt, plündern die Kitschvorräte (die zum Glück unerschöpflich sind) und die Buddel Rum wird zumindest tagsüber gegen die Kamera getauscht. Sie is aber auch hübsch anzusehen, diese alte Stadt mit ihren Gassen, Mauern, Festungen, Haciendas, Kirchen, Plaetzen und dem Meer. Mir persoenlich gefiel dabei das weniger hochglanzpolierte Viertel Getsemani etwas besser – und das geht wohl dem Grossteil der Backpacker-Szene so, denn hier finden sich die meisten Hostels – hier finden auch die allnächtlichen Fiestas bis in den morgen statt. Am sympatischsten natuerlich die ungeplanten auf offener Strasse mit Bier aus dem naechsten Tienda (auf deutsch: Kiosk, auf berlinerisch: Spaeti).

Cartagena Altstadt

Cartagena Altstadt

Cartagena Altstadt

Cartagena Altstadt

Getsemani

Getsemani

Es gibt auch noch weitere Spielarten moderner Freibeuterei in der Stadt, eine davon ist die Spezies der Real Estate Investors – oder auch Immobilienhaie. Boca Grande, das Viertel direkt gegenüber der Altstadt ist ein Strand, der fast lückenlos gesäumt von hübschen Appartment-Hochhäusern gleich viel besser zur Geltung kommt. Die Eigentümer der Appartments wird das nicht so stören, die sind eh meist nur ein paar Tage im Jahr da (was man nachts an den dunklen Wohntürmen gut sehen kann). Boca Grande wird auch als das Miami Beach Kolumbiens bezeichnet – zum einen wegen der architektonischen Aehnlichkeit – zum anderen haelt sich das Geruecht, dass der Wohlstand beider aus den gleichen dunklen Quellen des Kokainhandels stammt…

Miami Beach in Cartagena

Miami Beach in Cartagena

Neben Cartagena hatte es die zweitwichtigste karibische Hafenstadt Kolumbiens, Santa Marta, stets schwer. Schon zu Kolonialzeiten wurde sie schnell von ihrer westlichen Schwester überflügelt (die näher am Pazifik und damit zu den Ausbeutungsrouten entlang der Westküste Südamerikas liegt). Im Unabhängigkeitskampf konnte sie auch nicht glänzen, ihr Moment der Geschichte bestand bezeichnenderweise darin, dass der Freiheitsheld Simon Bolivar hier 1830 starb. Touristisch macht sie heute ihre mangelnde koloniale Prachtarchitektur durch die Nähe zum wirklich umwerfenden schönen Nationalpark Tayrona aus, in dem der Dschungel direkt ins Meer fällt und irgendwer riesige Kieselsteine am Strand verstreut hat…

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Tayrona Nationalpark

Zumindest in Sachen Fiestas konnte Santa Marta (und das benachbarte Taganga) inzwischen mit Cartagena gleichziehen. Da dies fuer mich aber nicht auf Dauer durchhaltbar ist, muss die Lonely Planet-Gemeinde nach meiner zugegebenermassen sehr unterhaltsamen Mifeierei nun wieder ohne mich klarkommen (man muss sich da aber keine Sorgen machen – Cuba Libre & Co. stehlen der Szene weiter die Nächte, die sie vorher zum Tag gemacht hat). Ich lasse es wieder etwas ruhiger angehen in den Bergen um Villa de Leyva.

Jung und Alt in Cartagena

Jung und Alt in Cartagena

Barrierefreiheit a la Colombia

Barrierefreiheit a la Colombia

Getsemani

Getsemani

 

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Wo bleibt nur mein Eis?

 

Hundehitze am Strand von Taganga

Hundehitze am Strand von Taganga


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